Montag, 4. Juni 2018

Rezension: Schmetterlingswochen


Den Sommer in einem Camp voller Hochbegabter zu verbringen, klang für Gloria anfangs ziemlich spannend, doch als das Camp unmittelbar bevorsteht, ist sie sich da nicht mehr sicher. So zumindest beginnt Schmetterlingswochen, der neue Roman von Sarah Combs, der einem doch schon ein sommerliches Feeling und tolle Campatmosphäre verspricht. Ob der Roman das halten kann, erfahrt ihr in meiner Rezension.



WORUM GEHT ES?

Die 17-jährige Gloria verbringt ihren Sommer in einem Camp für hochbegabte Jugendliche. Anfangs weiß sie noch gar nicht, worauf sie sich da genau einlässt, als vor Beginn des Camps ein Brief von einem ominösen X bei ihr eintrifft, der die Teilnehmer auffordert, all ihre elektronischen Geräte Zuhause zu lassen. Da ist Glorias Motivation natürlich erst einmal hin, da sie so nicht ständig in Kontakt mit ihrer besten Freundin Carol sein kann, sondern ihr ganz altmodisch Briefe schreiben muss.
Obwohl Gloria also erst mal keine Lust mehr auf dieses Camp hat, fährt sie dennoch hin und stellt relativ schnell fest, dass es eigentlich gar nicht so übel ist. Sie findet schnell Freunde, wird auf eine Schnitzeljagd geschickt und lernt eine Menge über sich selbst. Außerdem gibt es da noch Mason, der sie anfangs mächtig auf die Palme bringt, aber dann irgendwie doch nicht so übel zu sein scheint.


Zeilenschätze
„Jetzt weiß ich, das Beste, was man von anderen verlangen kann, ist, dass sie einfach – keine Ahnung – einfach auftauchen, ihre Schuldigkeit tun und andere Menschen freundlich behandeln, ihre Steuern zahlen. Irgendeinen halbwegs vernünftigen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Dieser Beitrag muss nicht notwendigerweise in einer Dissertation bestehen, das meine ich überhaupt nicht. Ich spreche davon, sich ins Zeug zu legen und sich einzubringen. Rauszufinden, was einem wirklich am Herzen liegt, und es dann auch umzusetzen. Nicht nur darüber zu reden und darauf zu warten, dass jemand kommt und es für einen erledigt, sondern tatsächlich und wirklich das zu tun, wozu man berufen ist.“
Sarah Combs: Schmetterlingswochen. S. 134



REZENSION

Als ich den Klappentext von Sarah Combs' Schmetterlingswochen las, klang es für mich nach einem schönen, leichten Sommerroman. Das trifft es auch so in etwa, mehr ist es aber leider nicht.
Es beginnt ohne große Umschweife mit Glorias letztem freien Tag, ehe es für sie ins Camp geht. Sobald man an ein Sommercamp denkt, hat man gleich besondere Bilder im Kopf. Dass dieses Camp eines für Hochbegabte ist, trübt dieses Bild eigentlich nicht. Es wurde hier in dem Roman aber doch ganz anders aufgezogen. Schade finde ich, dass man nur erfährt, was mit Gloria und ihrer kleinen Gruppe von gerade mal vier Personen geschieht. Mich hätte nämlich auch interessiert, womit die anderen Jugendlichen in dem Camp ihre Zeit verbringen. Davon abgesehen fehlt für mich da doch auch ein wenig diese allgemeine Campatmosphäre, in der man in den Abendstunden zusammensitzt und gemeinsam etwas macht, am Lagerfeuer sitzt oder so. Das kommt hier definitiv zu kurz.

Obwohl die Kapitel teilweise sehr lang sind und manche Episoden sehr ausgedehnt erzählt werden, hatte ich dennoch immer wieder das Gefühl, das gar nichts passiert. Das ganze Geschehen ist eigentlich relativ unspektakulär, ohne Spannung, Nervenkitzel oder besonderen Witz, was ich unglaublich schade finde, denn an einigen Stellen war das Potenzial dafür auf jeden Fall da.

Auch nach dem Beenden des Romans hatte ich den Eindruck, dass die ganze Handlung eigentlich überhaupt keinen Sinn hatte. Es wirkte eher so, als wäre der Roman bloß ein Zeitabschnitt einer noch größeren Handlung, von der wir aber nichts erfahren. Dass Shakespeares' Stück „Viel Lärm um nichts“ in dem Roman eine Rolle spielt, ist fast schon ironisch, denn so genauso lässt sich auch der Roman insgesamt zusammenfassen.
Nein, das stimmt nicht ganz. Am Ende erhalten wir einen ziemlich genauen Ausblick in die Zukunft, wie das Leben der einzelnen Teenager verlaufen ist und leider muss ich sagen, fand ich das noch mit am überraschendsten und spannendsten.
Was mich persönlich sehr gestört hat, war, dass zu Beginn eines Kapitels oft schon vorweg genommen wurde, was denn passiert ist, ehe man dann im Kapitel selbst detailliert darauf einging. Dieses Foreshadowing hat mir manchmal doch die Lust am Lesen genommen und ich habe mich gefragt, warum ich denn noch weiterlesen soll, wenn ich jetzt sowieso schon weiß, was passieren wird?
Generell fand ich den Roman auch an einigen Stellen leider sehr vorhersehbar. Vor allem bei der Geschichte mit Gloria und Mason war mir gleich klar, worauf das hinauslaufen sollte und auch das hat die Lesefreude sehr gehemmt.

Auch die einzelnen Charaktere empfand ich als eher schwierig und wurde nicht so recht warm mit ihnen, weil sie nur oberflächlich skizziert wurden. Man erfuhr etwas darüber, wie sie gerade in dem Moment waren, konnte sich aber kein allgemeines Bild von ihnen machen. Davon abgesehen wirkten sie auf mich auch teilweise gar nicht wie Teenager, sondern benahmen sich eher wie Erwachsene oder wurden sogar noch dazu animiert, sich wie Erwachsene zu benehmen, was mir wenig realistisch erscheint, wenn ich daran zurückdenke, wie ich in dem Alter war. Auch hier hatte man durchaus das Potenzial gehabt, weitaus mehr in die Tiefe zu gehen, den Charaktere mehr Tiefe zu geben, aber auch das wurde nicht ausgeschöpft.
Was ich auch noch nicht so ganz verstanden habe, ist das Motiv des blauen Schmetterlings, der immer wieder im Roman und auch im Titel selbst vorkommt. Natürlich wird es erklärt, es wirkte auf mich aber eher wie eine Art Lückenfüller, auf die man auch gut hätte verzichten können, da auch das keinen Sinn für die Handlung inne hat.

Nichtsdestotrotz gab es trotzdem auch ein paar gute Stellen in dem Buch. Es gab einige Zitate, wie das oben genannte, die ich mir angestrichen habe, weil sie sehr schön waren und durchaus auch gute Botschaften enthielten. Allerdings gingen sie durch die Gesamthandlung, die eben sehr nichtig war, doch sehr unter, was sehr schade war.
Mir gefiel außerdem, wie viel Wert in dem Roman auf Freundschaft gelegt wurde und dass ein etwaiges Liebesdrama da eher in den Hintergrund gerückt wurde. Natürlich ging es nicht ohne, aber man hatte doch das Gefühl, dass Freundschaften einen höheren Wert einnahmen und das fand ich sehr gut.

FAZIT

Sarah Combs konnte mich mit ihren Schmetterlingswochen leider nicht überzeugen. Ich hatte mir einen schönen, sommerlichen Roman erhofft, auf den ich leider vergeblich gewartet habe. Es gibt zwar einige starke Stellen in dem Roman, die jedoch von viel nichtssagenden Handlungssträngen überschattet werden. Auch die Charaktere sind eher schemenhaft zu erkennen und konnten mich nicht überzeugen. Alles in allem ist es ein netter Roman, von dem man aber nicht viel erwarten sollte. Schmetterlingswochen erhält zwei von fünf Kreuzen von mir.



BUCHDETAILS

Titel: Schmetterlingswochen
Autor: Sarah Combs
Übersetzung: Eva Müller-Hierteis
Verlag: cbj
Preis: 9,99€
Sonstiges: Taschenbuch, 304 Seiten


Die Buchdetails sind der Webseite von Random House entnommen.
Vielen Dank an das Bloggerportal und cbj für das Rezensionsexemplar!

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