Mittwoch, 5. Juli 2017

Rezension: Was andere Menschen Liebe nennen


Was andere Menschen Liebe nennen klingt nach einem Jugendbuch, in dem es vor allem um die erste große Liebe geht. So weit davon entfernt ist der Roman von Andrea Cremer und David Levithan auch gar nicht, allerdings treibt hier auch das Übernatürliche sein Unwesen und damit geht es um weitaus mehr, als bloß um die Liebesgeschichte zweier Teenager. Wie mir der Roman der beiden Autoren gefallen hat und was es mit dem Übernatürlichen auf sich hat, erfahrt ihr in meiner heutigen Rezension.



WORUM GEHT ES?

Der 16-jährige Stephen ist unsichtbar. Niemand, aber auch wirklich niemand, kann ihn sehen. Er ist zwar da und so lebendig wie jeder andere Mensch auch, allerdings eben nicht sichtbar. Ein Fluch liegt auf ihm und das schon sein ganzes Leben lang. Nach dem Tod seiner Mutter lebt er alleine in der Wohnung in New York und wird nur gelegentlich von seinem Vater besucht, der nun in Kalifornien mit seiner eigenen Familie lebt. Das ist auch in Ordnung so für ihn, denn er kennt es gar nicht mehr anders.
Als zwei Türen weiter die ebenfalls 16-jährige Elizabeth zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder einzieht, ändert sich Stephens Leben jedoch auf einen Schlag, denn Elizabeth ist die einzige Person, die ihn tatsächlich sehen kann!
Gemeinsam beginnt für sie eine Reise in das Übernatürliche. Denn bald stellt sich raus, dass es kein so großer Zufall ist, dass ausgerechnet Elizabeth die Einzige ist, die Stephen sehen kann.


REZENSION

Der Roman Was andere Menschen Liebe nennen hat die Besonderheit, dass er von gleich zwei Autoren geschrieben wurde. Genauso gibt es in dem Roman auch zwei Perspektiven, aus denen erzählt wird, nämlich die der zwei Protagonisten Stephen, geschrieben von David Levithan und Elizabeth, geschrieben von Andrea Cremer. Raffiniert gelöst ist vor allem die Darstellung des Perspektivwechsels. Für gewöhnlich steht der Name des Charakters, der nun erzählt über dem neuen Kapitel. In diesem Roman werden die Kapitel auf den ersten Blick bloß nummeriert, es fällt dann aber auf, dass die Buchstaben entweder schwarz ausgefüllt sind oder nicht. Die lediglich schwarz umrandeten Buchstaben sind eine Hommage an Stephens Unsichtbarkeit, während die schwarz ausgefüllten Buchstaben für Elizabeth stehen, die für jedermann sichtbar ist.

Dass der Roman von zwei Autoren geschrieben wurde, ist für mich auch gleich eine der Schwierigkeiten, die ich beim Lesen hatte. Mir hat David Levithans Schreibweise eindeutig besser gefallen als Andrea Cremers. Die Kapitel von Elizabeth waren mir manchmal doch zu umständlich geschrieben, sodass ich zwischendrin den Faden verloren habe.
Leider gefiel mir Elizabeth auch als Charakter an sich nicht wirklich. Noch zu Beginn war sie mir sympathisch. Ein Mädchen, das nicht auf den Mund gefallen war und wusste, was sie wollte. Aber im Laufe der Geschichte konnte ich mich immer weniger in sie hineinversetzen und fand sie tatsächlich oft nervig.
Stephen dagegen fand ich von Anfang bis Ende klasse umgesetzt. Man bemerkt eindeutig eine Veränderung bei ihm, dadurch ausgelöst, dass es tatsächlich einen Menschen gibt, der ihn sehen kann. Für mich hat David Levithan Stephens Charakter wirklich gut eingefangen und dargestellt.
Besonders hervorheben möchte ich auch Elizabeths Bruder Laurie, der einfach eine wundervolle Ergänzung für die ganze Geschichte darstellt und den ich sehr ins Herz geschlossen habe, weil er einfach nur großartig ist! Seine Geschichte ist (leider muss man sagen!) realistisch dargestellt und ich finde es wunderbar, wie damit im Roman umgegangen wird und vor allem, wie er selbst damit umgeht.

Bei der Geschichte an sich bin ich leider eher zwiegespalten. Ich habe tatsächlich eher etwas in Richtung Die erste große Liebe finden erwartet und war demnach ganz schön von den Fantasy-Elementen im Roman überrascht. Leider ist das für mich auch gleichzeitig der Schwachpunkt in der Geschichte, weil mich dieses Konzept nicht abgeholt hat. Es wirkt nicht ganz durchdacht und an manchen Stellen auch zu offensichtlich. Irgendwie war vieles vorhersehbar, was einem doch die Spannung genommen hat.
Allerdings gefiel mir das Ende dagegen wieder gut, denn es war nicht das Friede-Freude-Eierkuchen-Ende, das ich ebenso erwartet hatte. Ich wurde auf den letzten Seiten tatsächlich noch überrascht und bin sehr froh, dass dieser Roman tatsächlich mal nicht wie im Märchen endet!

Begeistert habe mich an dem Roman außerdem die popkulturellen Referenzen aus Film, Fernsehen und natürlich auch Comics, die schließlich für Elizabeth eine große Rolle spielen. Ich meine sogar, eine Referenz zu einem von David Levithans Romanen, nämlich Will & Will, entdeckt zu haben, den er zusammen mit John Green geschrieben hat. Diese Referenzen haben mich immer zum Schmunzeln gebracht, weil sie vor allem für, manchmal nicht ganz so ernst zu nehmende, Vergleiche genutzt wurden.
Nicht so gelungen finde ich dagegen den deutschen Titel des Romans, weil er für mich den Kern dieser Geschichte nicht so ganz trifft. Ich hätte es schöner gefunden, hätte man den Originaltitel Invisibility übernommen oder zumindest etwas in Anlehnung daran gewählt.



FAZIT

Was andere Menschen Liebe nennen hat mich im Großen und Ganzen leider mehr enttäuscht als begeistert und konnte mich deshalb auch nicht abholen. Die Fantasy-Elemente haben mich nicht überzeugt, ebenso gefiel mir auch die Schreibart der Autorin nicht so. Doch die Entwicklung von Stephen dagegen und der Charakter Laurie haben mich doch so begeistert, dass ich dem Roman schließlich drei von fünf Kreuzen gebe.




BUCHDETAILS

Titel: Was andere Menschen Liebe nennen
Autoren: Andrea Cremer & David Levithan
Übersetzung: Bernadette Ott
Verlag: cbt
Preis: 14,99€
Sonstiges: Paperback, 416 Seiten


Die Buchdetails sind der Webseite von Random House entnommen.
Vielen Dank an cbt und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

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