Montag, 6. April 2020

Social Distancing und seine Folgen » #MentalMonday

Kontaktsperre, oder auch Social Distancing, sowie Selbst-Quarantäne sind gerade große Themen, die wohl jeden uns von beschäftigen. Jeder geht damit anders um. Für die einen ist es eine nette Abwechslung, die anderen treibt es schon an ihre Grenzen. Natürlich sind diese Sicherheitsmaßnahmen wichtig und richtig, doch man darf nicht vergessen, dass sie durchaus auch Auswirkungen auf die Psyche haben können. Ich merke das bei mir gerade sehr extrem und vor allem in der letzten Woche hatte ich wahnsinnig große Probleme damit, mich zu irgendetwas zu motivieren. Wie ich damit umgegangen bin, möchte ich heute am #MentalMonday erzählen.


In der vergangenen Woche habe ich eine so große Antriebslosigkeit gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht mal daran erinnern, mich überhaupt jemals so antriebslos gefühlt zu haben. Das war also auch für mich mal etwas komplett Neues. Woran es lag, dass es mir so ging, weiß ich allerdings ganz genau.

Durch die aktuelle Lage bin ich nun schon fast vier Wochen Zuhause. Ich darf nicht mehr arbeiten gehen, der Semesterstart wurde nach hinten gerückt und auch sonst habe ich einfach nichts zu tun. Klar, ich habe nun unendlich viel Zeit zu lesen, mich um den Blog zu kümmern, ich könnte endlich anfangen, die Jacke für mein Hux Cosplay zu nähen, oder mich einem komplett anderem Hobby annähern, aber ich hatte schlichtweg keine Lust irgendetwas zu tun. Denn wozu auch? Alles fühlte sich bloß wie ein Lückenfüller für den ewig langen Tag an, an dem ich wieder einmal nichts Bedeutendes geleistet habe. Ich bin morgens aufgewacht und habe mich darauf gefreut, abends wieder schlafen gehen zu können, weil das bedeutete, dass der Tag endlich vorbei war.

Vielleicht kennt einer von euch ja auch dieses Problem. Frei zu haben und sich all den Dingen widmen zu können, für die man im normalen Alltag weniger Zeit hat, ist ja einerseits schön und gut. Aber auf der anderen Seite fehlt mir doch der normale Alltag extrem. Denn ja, wenn man arbeiten geht, bewirkt man doch irgendetwas mit seiner Arbeit. Man tut etwas, von dem andere etwas haben. Und auch als Student hat man immer etwas zu tun und sei es nur, morgens aufzustehen und sich in eine Vorlesung zu setzen. Für Seminare muss man sich zum Beispiel auch vorbereiten und Texte lesen. All das fehlt mir aktuell.

Ich habe keine Aufgabe in meinem Leben und diese Lücke lässt sich eben nicht durch meine Hobbys füllen. Anfangs ging das vielleicht noch ganz gut, doch nach mittlerweile vier Wochen lässt bei mir eben auch die Energie nach und ich sehne mich nach Normalität.

Also habe ich mich vergangene Woche jeden Tag irgendwie aus dem Bett gezwungen, habe nach dem Frühstück ein Buch aufgeschlagen und gelesen. Solange, bis mein täglicher Spaziergang anstand, den meine Therapeutin mir aufgegeben hat. Und danach habe ich entweder weitergelesen, ein bisschen geschrieben oder die Zeit sonst irgendwie totgeschlagen. Zum Beispiel habe ich Serien und Filme geschaut. Nichts davon hat mir irgendwie Spaß gemacht, und das hat mich selbst extrem genervt, aber ich habe die Tage irgendwie überstanden. Denn momentan fühlt sich jeder Tag für mich so an, als müsste ich ihn nur irgendwie überstehen. Das wird nicht immer so sein, ich weiß, aber gerade in der vergangenen Woche hat mir das nun mal sehr zugesetzt.

Und jetzt? Jetzt funktioniere ich wieder einigermaßen. Aber es fehlt mir immer noch eine Aufgabe. Meine Therapeutin hat vorgeschlagen, dass ich mich einem Projekt widmen soll. Doch bisher konnte ich mich schlichtweg nicht dazu aufraffen, obwohl wir bereits Ideen für mögliche Projekte gesammelt haben. Vielleicht kommt das ja noch in den nächsten Tagen. Die aktuelle Situation ist zwar schwierig und ich merke auch, dass ich langsam wirklich meine Grenzen erreiche, aber Aufgeben ist einfach nicht drin. Ich kämpfe mich weiter durch die aktuellen Einschränkungen, denn irgendwann werden sie vorbei sein und der Alltag mich schneller wieder einspannen, als ich gucken kann.

Bis dahin heißt es eben weiterhin Augen zu und durch. Weiterkämpfen und sich nicht von all den negativen Gedanken vereinnahmen lassen. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber das kriege ich auch noch hin.

4 Kommentare:

  1. Oh man, du sprichst mir aus der Seele! Und auch das mit den Aufgaben und Projekten kenne ich.. So viele Sachen die ich machen könnte und auch so viele schöne dabei... Aber stattdessen stundenlang schlafen und Handy und gammeln und sich dann darüber auch wieder schlecht fühlen.

    Das einzige "Projekt" das ich bisher tatsächlich umgesetzt habe, ist eine Liste mit netten Menschen zu erstellen, denen ich eine psotkartr schrieben will.. Und ich habe auch schon 9 Stück abgeschickt! Die Texte sind kurz und nicht besonders Aussage kräftig, aber wenn die Empfänger sich nur halbsosehr über Post freuen wie ich, dann ist es schon ein Erfolg =)

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    1. Das mit den Postkarten ist aber ein tolles Projekt! :) Erst mal, weil du dadurch beschäftigt bist und dich kreativ ausleben kannst und du machst anderen damit wiederum eine Freude und zeigst ihnen, dass du an sie denkst. Ich würde das nicht kleinreden, sondern durchaus als Projekt sehen!

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  2. Ich war jetzt zwei Wochen krankgeschrieben, weil ich es psychisch einfach nicht gepackt habe. Angstattacken, Weinkrämpfe, völlig platt gewesen und nicht auf diese Gesamtsituation klargekommen.
    Heute war ich wieder im Büro (wie heißt es doch, systemrelevant). Es tat gut mal wieder andere Menschen zu sehen. Da ich alleine wohne, fehlt das sonst sehr.

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    1. Das kann ich gut verstehen. Ich bin auch echt froh, nicht alleine zu wohnen. Da merkt man erst mal, wie wichtig der Kontakt zu anderen Menschen ist. Ich hoffe, dir geht es jetzt ein bisschen besser mit der Gesamtsituation. :)

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