Montag, 13. April 2020

Sprecht darüber, wenn es euch nicht gut geht » #MentalMonday

Am vergangenen Montag habe ich euch davon erzählt, wie mir die aktuelle Lage zu schaffen macht. Mein Gemütszustand hat sich ehrlich gesagt auch in der letzten Woche nicht verbessert. Ich hänge immer noch ziemlich in den Seilen und dann musste ich auch noch ein paar wichtige Entscheidungen bezüglich meiner psychischen Gesundheit treffen. Keine einfache Woche. Doch das alles hat mir eines wieder sehr klar gemacht: Wir sollten offen über unsere Probleme sprechen, denn nur so kann uns geholfen werden. Ein Beispiel aus meinem Alltag möchte ich euch am heutigen #MentalMonday erzählen.


Letzte Woche habe ich an dieser Stelle ausgiebig darüber berichtet, wie antriebslos ich zurzeit bin und dass mir aktuell nichts mehr Spaß bereitet. Was soll ich sagen? Das ist nicht besser geworden. Es ging letzte Woche sogar soweit, dass ich einen Tag wirklich nur herumliegen konnte, weil mir schlichtweg die Kraft für irgendetwas fehlte. Ich bin von meinem Bett auf den Balkon und dann drinnen auf die Couch gewandert, aber ich habe tatsächlich nur herumgelegen. Ein neuer Tiefpunkt für mich persönlich, aber es ist wichtig, solche Tage schnell aus dem Kopf zu bekommen. Sonst zieht einen das nur noch mehr runter.

Was mir die vergangene Woche jedoch wieder einmal bewusst wurde, war, dass man seine Probleme offen kommunizieren sollte. Ich hatte ein Problem bei meiner Arbeit. Da aktuell keine Sportveranstaltungen stattfinden, gibt es in der Sportredaktion nicht viel zu tun. Damit wir Aushilfen aber dennoch auf ein paar Stunden kommen, werden wir auch in der Corona-Redaktion eingesetzt.

Ich habe echt lange mit mir gehadert, ob ich das machen möchte. Klar, einerseits geht um Geld, das ich brauche, um meine Miete zahlen zu können, doch andererseits ist das Thema Corona für mich ein rotes Tuch. Ich versuche es, in den Sozialen Medien zu umgehen, habe jegliche Tags dazu gemutet, damit mir bloß nichts angezeigt wird, denn das schlägt mir sofort auf die psychische Gesundheit. Dementsprechend war ich unsicher, ob ich diesen Corona-Dienst auf der Arbeit antreten kann. Nach einem Gespräch mit meiner Therapeutin war klar, dass ich das für mich allein entscheiden muss. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich quäle mich durch den Tag, obwohl ich weiß, dass es mir währenddessen und danach schlecht gehen wird oder aber ich melde mich krank.

Ich entschied mich für Letzteres. Doch mir war es wichtig, nicht einfach eine Erkältung oder sonst etwas vorzuschieben, sondern direkt mit offenen Karten zu spielen. Bisher bin ich damit nämlich immer gut gefahren. Also habe ich meinem Chef am Abend noch eine Mail geschrieben und ihm das Problem erklärt. Es hat mich echt Überwindung gekostet. Man erzählt ja auch nicht jedem einfach so, dass man Depressionen hat und die Corona-Sache das maximal verschlimmert. Vor allem nicht, wenn man noch keine drei Monate in dem Job arbeitet. Aber ich habe es getan und eine sehr verständnisvolle Rückmeldung bekommen. Meine Sorgen waren unbegründet. Ich werde nicht mehr in der Corona-Redaktion eingeteilt. Das hat mir gleich eine große Last von den Schultern genommen.

Doch mir wurde dadurch auch wieder einmal klar, wie wichtig es doch ist, über seine Probleme zu sprechen. Gewiss ist das nicht immer leicht. Mich kostet es auch jedes Mal Überwindung, aber bisher habe ich noch nie eine negative Rückmeldung erhalten. Es gab keine Zurückweisung, keine blöden Kommentare gegenüber meiner Krankheit. Ich bin auf Verständnis und Akzeptanz gestoßen. Oftmals wurde mir sogar für meine Ehrlichkeit gedankt. Mir ist bewusst, dass dies nicht immer der Fall ist. Es gibt genug Menschen, die für so etwas kein Verständnis haben, denen bin ich bisher aber glücklicherweise noch nicht begegnet.

Manchmal muss man sich nur trauen und die Kommunikation suchen und schon lassen sich Lösungen für Probleme finden. Das kostet viel Kraft und Überwindung, aber oftmals fühlt man sich danach gleich viel besser. Klar, es gibt sicher auch Gegenbeispiele, in denen eine solche Kommunikation schief ging, doch das ist nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme. Das zeigt jedenfalls meine Erfahrung. Deshalb kann ich an dieser Stelle nur an euch appellieren: Sprecht darüber, wenn es euch nicht  gut geht. Das ist besser, als sich zu quälen. Man muss eben auch an die eigene (psychische) Gesundheit denken. Die ist nämlich wichtiger als alles andere.

1 Kommentar:

  1. Da kann ich dir nur zustimmen. Ich hab mich lange nicht getraut, auf der Arbeit mit meinen Chefs darüber zu sprechen, obwohl es genug Tage gab, an denen ich große Probleme hatte ins Büro zu gehen und zu arbeiten. Meinen Chefs ist das damals aufgefallen und sie haben nachgefragt, ob alles okay ist. Es war kein Drängen, aber es hat mir geholfen, ehrlich zu sein (auch gegenüber mir selbst, dass es mir eben nicht gut genug geht jeden Tag). Und ich bin auf Verständnis gestoßen. Ich weiß jetzt, dass ich an wirklich schlechten Tagen nur etwas sagen muss und auf mich Rücksicht genommen wird. Wir hatten damals ein längeres Gespräch, in dem es unter anderem darum ging, wie sie mir an solchen Tagen helfen können etc. Ich bin echt dankbar für das Verständnis und es ist wirklich eine Erleichterung, dass ich mich getraut habe, ehrlich zu sein.
    Alelrdings gibt es immer noch Situationen und Personen, gegenüber denen ich mich das noch nicht getraut habe, obwohl ich eigentlich weiß, dass es mir helfen würde. Aber nur weil es besser wäre, heißt es ja nicht, dass es auch leicht ist.

    Ich wünsch dir viel Kraft, durch diese Zeit zu kommen, und hoffe wirklich, dass sie nicht mehr all zu lange andauert.

    Liebe Grüße
    Cara

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